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In Sachen Alexa scheint Amazon endgültig der Geduldsfaden zu reißen

Bekanntlich will Amazon in naher Zukunft Tausende Mitarbeiter entlassen. Damit steht der Tech-Gigant längst nicht alleine da. Mehrere US-Tech-Riesen bereiten gerade Massenentlassungen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß vor. Bei Amazon scheinen nun weitere Details darüber durchzusickern, wer genau von den Maßnahmen betroffen sein könnte.

Medienberichten zufolge soll es bei Amazon (US0231351067) wohl vor allem die Entwicklungsabteilung rund um den Sprachassistenten Alexa erwischen. Wie bei „Business Insider“ zu lesen ist, wird hier wohl ein regelrechter Kahlschlag stattfinden, da das Management mit den Ergebnissen mehr als unzufrieden zu sein scheint. Alexa konnte zwar im Smart Home für einige kleine Revolutionen sorgen und außerdem unzählige Memes ins Leben rufen. Finanziell scheint sich das Ganze bisher aber nicht gelohnt zu haben.

Internen Dokumenten soll nun zu entnehmen sein, dass die Sparte „Worldwide Digital“ bei Amazon im ersten Quartal des laufenden Jahres einen Verlust von 3 Milliarden USD angehäuft hat. Zum größten Teil sollen diese Verluste durch Alexa entstanden sein, während Amazon mit den Ergebnissen von Prime Video wohl zufrieden zu sein scheint. Statt weitere Investitionen zu tätigen, könnte Amazon nun im großen Stil den Rotstift bei der Belegschaft ansetzen.

Den Grund für enttäuschende Zahlen sehen viele Beobachter nicht unbedingt in zu geringen Verkaufszahlen. Problematisch für Amazon dürfte viel mehr sein, dass Alexa-Geräte ohne Gewinn verkauft werden. Die Strategie war seit jeher, die Nutzer mit günstigen Geräten an das eigene Ökosystem zu binden und so auf Dauer die Umsätze zu steigern. Dieser Plan scheint nun aber nicht aufgegangen zu sein. Bleibt abzuwarten, ob die Gerüchte sich nun in den kommenden Wochen auch bewahrheiten werden.

Was wird nun aus Alexa?

Es stellt sich zwangsläufig die Frage, was aus Alexa wird, wenn Amazon das Personal im großen Stil entlässt. Größere Neuentwicklungen wären in einem solchen Fall wohl nicht mehr zu erwarten. Möglich wäre sogar ein Szenario, in dem der Sprachassistenz langsam seinen Exitus antreten darf, während Amazon selbst nur noch die absolut nötigste Produktpflege betreibt. Letztlich lässt sich aber auch über die Zukunft des Dienstes nur Rätselraten.

In einer Stellungnahme zu den Berichten ließ sich Amazon bisher weder zu einem klaren Dementi, noch zu einer Bestätigung hinreißen. Mitgeteilt wurde lediglich, dass man in Sachen Alexa so engagiert wie eh und je sei und auch weiterhin investieren werde. Diese Formulierung dürfte gewollt schwammig gewählt sein, denn sie kann so ziemlich alles und nichts bedeuten. Aus Sicht des Autors dieser Zeilen erscheinen die Ausführungen des Business Insider stimmig und ich würde mich über einen großen Stellenabbau beim Alexa-Team zumindest nicht wundern.

Amazon in schwierigen Gewässern

Nicht leicht hat es in diesen Tagen die Amazon-Aktie, welche im gestrigen Handel wieder einmal Federn lassen musste. An den US-Märkten bewegt der Titel sich gerade immer näher an die Marke von 90 USD heran. Hierzulande wurde die Linie von 90 Euro gestern bereits unterschritten. Nach Verlusten in Höhe von 1,6 Prozent ging es bis auf 89,43 Euro herab. Damit bleibt die Aktie in direkter Nähe zum erst kürzlich erreichten 52-Wochen-Tief, welches bei 86,32 Euro anzutreffen ist.

Die Gerüchte um Alexa sind nicht einmal ausschlaggebend für die Schwierigkeiten der Amazon-Aktie. Jene litt am Montag auch schlicht darunter, dass die Stimmung im Tech-Sektor insgesamt mal wieder in Richtung Keller abgerutscht ist. Die immer neuen Anzeichen für einen Schrumpfkurs des Internet-Giganten helfen aber auch nicht eben dabei weiter, die Laune der Anleger endlich wieder zu heben. Bis auf Weiteres dürfte Amazon an den Märkten einen schweren Stand haben und ob wir in absehbarer Zeit ein großes Comeback zu sehen bekommen, darf wohl eher bezweifelt werden. Auf lange Sicht bleibt die Aktie aber noch immer interessant und Amazon sollte von Anlegern nie unterschätzt werden, ob mit oder ohne Alexa.

22.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht