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Shell setzt auf Biogas, die Lufthansa holt den A380 zurück, Volkswagen lässt sich den neuen ID.3 teuer bezahlen und auch bei Nvidia steigen die Preise

Abseits von den ewigen Zinsängsten und damit verknüpften Konjunkturdaten scheint es an der Börse derzeit keine allzu bewegenden Themen zu geben. Wer seinen Blick auf Einzeltitel konzentriert, findet aber durchaus auch noch andere Neuigkeiten. Manche davon sind mehr, manche weniger erfreulich.

Als ein Schritt in die richtige Richtung ist die Übernahme von Nature Energy Biogas durch Shell (GB00BP6MXD84). Mit rund 2 Milliarden Euro handelt es sich zwar nicht unbedingt um eine günstige Angelegenheit. Doch Biogas dürfte noch für eine ganze Weil ein teures Gut bleiben und so scheint es einigermaßen wahrscheinlich, dass die Investition sich recht schnell amortisieren wird.

Darüber hinaus sendet Shell mit der Übernahme aber auch ein wichtiges Signal an die Anleger aus. Der Konzern wurde schon einige Mal dafür kritisiert, die Zeichen der Zeit nicht erkannt und sich viel zu spät in Richtung erneuerbare Energien entwickelt zu haben. Zum Schweigen bringen wird man die Kritiker jetzt auch nicht über Nacht. Zumindest stellt Shell sich aber besser aus, um eines Tages vielleicht doch noch die Klimaneutralität zu erreichen und damit ein langfristig tragbares Geschäft auf die Beine zu stellen. An den Märkten scheint das aber nur die Wenigsten zu interessieren und die derzeit unberechenbaren Ölpreise bleiben das wichtigste Thema bei der Shell-Aktie.

Unverhofftes Wiedersehen bei der Lufthansa

Bei der Lufthansa (DE0008232125) freut man sich aktuell darüber, dass nach dem Auslaufen der allermeisten Coronabeschränkungen die Reiselust der Menschen sehr viel höher ausfällt, als es manch einer im Vorfeld vermutet hatte. Auch die Airline selbst scheint mit dem momentanen Ansturm nicht gerechnet zu haben. Um diesem trotzdem gerecht werden zu können, flog am Freitag erstmals seit Jahren wieder ein A380 für die Lufthansa, obwohl eben dieser eigentlich schon längst aussortiert wurde.

Durch die großzügige Kapazität dürften Flugzeuge dieser Bauart nachdrücklich dabei helfen, den aktuellen Run auf Flugtickets möglichst gut zu wuppen. Die Gerätschaften stammen allerdings nicht aus neuer Produktion. Stattdessen wurden Flugzeuge wieder fit gemacht, die eigentlich schon hätten aussortiert werden sollen. Wie lange der A380 nun wieder im Dienst für die Lufthansa sein wird, ist völlig offen. Da keine neuen Exemplare mehr hergestellt werden, sind die Tage des Modells aber letztlich doch gezählt.

Volkswagen: Nicht für jeden Geldbeutel

Volkswagen (DE0007664039) sprach jüngst über weitere Details zum neuen ID.3, und die lesen sich tatsächlich nicht verkehrt. Viele der Kritikpunkte des Vorgängers sollen egalisiert werden, etwa der Innenraum, der von Experten oftmals als enttäuschend und zuweilen schlechte verarbeitet angesehen wurde. In Zukunft soll es solche Probleme nicht mehr geben und es werden einige Neuerungen sowie Verbesserungen in Aussicht gestellt.

Das lässt VW sich allerdings auch fürstlich entlohnen. In der Basisvariante sollen für das neue Fahrzeug rund 44.000 Euro fällig werden. Selbst wenn die BAFA-Prämie, welche ab 2023 ein gutes Stück niedriger ausfallen wird, herausgerechnet wird: die Möglichkeiten des durchschnittlichen deutschen Haushalts werden hier weit übertroffen. Entsprechend gibt es in den sozialen Medien auch wenig Begeisterung und nicht wenige werfen Volkswagen vor, das Wort „Volk“ im eigenen Markennamen schlicht vollkommen aus den Augen verloren zu haben. Auch an der Börse gibt es keine Euphorie und die Volkswagen-Aktie wertete am Freitag leicht um 0,26 Prozent auf 139,02 Euro ab.

Nvidia: Höher, schneller, teurer

Schon länger nicht mehr durch günstige Preise aufgefallen ist Nvidia (US67066G1040). Im Consumer-Bereich sorgte der Grafikspezialist mit neuen Grafikkarten aus der RTX-4000-Serie bereits für ungläubige Gesichter angesichts der saftigen und rational kaum zu begründenden Verkaufspreise. Nun erhält auch der Profibereich neue Chips und Preiserhöhungen, die es in sich haben.

Die RTX 6000 richtet sich bewusst an professionelle Anwender und liefert mehr oder weniger die gleiche Leistung wie eine RTX 4080. Allerdings gibt es ein paar Schmankerl, welche im Profisegment von hoher Bedeutung sind. Dazu zählt der mit 48 GB sehr großzügige Arbeitsspeicher sowie die Fehlerkorrektur ECC, welche bei Verbraucher-Grafikkatern zumindest im Auslieferungszustand nicht enthalten ist. All das lässt Nvidia sich aber auch fürstlich entlohnen. Rund 6.000 Euro werden für die Karte fällig. Ob man damit Absatzrekorde aufstellen wird, daran scheinen die Börsianer so ihre Zweifel zu haben. Darauf deutet zumindest hin, dass die Kurse am Freitag um 2,25 Prozent auf 158,88 Euro nachgaben.

Im Westen nichts Neues

Trotz der einen oder anderen Schlagzeile bleiben die Zinsen das beherrschende Thema an den Börsen und überraschend starke Arbeitsmarktdaten aus den USA drückten wieder einmal auf die Stimmung unter den Aktionären. Die hier genannten Unternehmen könnten dadurch in den kommenden Tagen wieder unter Druck geraten, im Falle von Shell ist auch der beschlossene Gaspreisdeckel durch die EU und ihre Partner ein wichtiges Thema. Mit Langeweile ist da weiterhin kaum zu rechnen.

04.12.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht