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TUI buhlt um die Kundschaft, Alibaba scheitert am Ausbruch, weiter Kurzarbeit bei Volkswagen und Adler Group gelingt die vorläufige Rettung

Es herrschte in den vergangenen Tagen wieder spürbar bessere Laune an den Märkten, doch vorbei sind die vielen Krisen noch lange nicht. Mit Blick auf das kommende Jahr herrscht weiterhin große Unsicherheit und viele Einzeltitel werden von ihren ganz eigenen Problemen geplagt.

Bei TUI (DE000TUAG000) bleiben Inflation und Kaufkraftverlust noch immer eines der beherrschenden Themen. Die Aktie des Reiseveranstalters konnte sich seit ihren Tiefstständen vor knapp acht Wochen spürbar erholen und seither um knapp 40 Prozent zulegen, bleibt aber noch immer auf niedrigem Niveau. Die Sorge ist groß, dass 2023 die Reiselust der Menschen ob hoher Lebenshaltungskosten eher mau ausfallen wird.

TUI selbst zeigt sich jedoch optimistisch und offenbar wollen die Verantwortlichen auch nichts dem Zufall überlassen. Um möglichst viele Kunden zu gewinnen, beteiligte sich der Konzern an der Rabattschlacht rund um den Black Friday und bot bis zu 600 Euro Preisnachlass für Reisen, sie bis zum 30. Juni des nächsten Jahres angetreten werden. Auf wie viel Resonanz das Ganze traf, lässt sich bisher noch nicht einschätzen. Es gab aber einige Anzeichen, dass es um die Konsumlaune der Verbraucher derzeit besser als befürchtet ausfallen könnte.

Alibaba schafft es nicht

Besorgniserregend zahlreich sind momentan die Probleme, mit denen sich Anleger von Alibaba (US01609W1027) herumschlagen müssen. Einer der größten Faktoren dürfte die immer dramatischere Corona-Lage in China sein, welche Experten zufolge mittlerweile rund 20 Prozent der Wirtschaftsleistung betrifft und das Wachstum im laufenden Jahr deutlich drosseln könnte. Dass es nun auch zu Protesten im Land gekommen ist, macht die Situation alles andere als entspannter.

Vor diesem Hintergrund scheiterte die Alibaba-Aktie in der vergangenen Woche daran, einen charttechnischen Ausbruch auf die Beine zu stellen. Stattdessen ging es nach einer kurzen Phase der Erholung im hohen Tempo abwärts und seit Jahresbeginn waren am Wochenende Abschläge von 31,8 Prozent zu verzeichnen. Solange China nicht in irgendeiner Weise zur Ruhe kommt, scheint sich kein Ausweg aus dieser misslichen Lage abzuzeichnen.

Volkswagen: Das kennen Anleger bereits

Bei der Halbleiterkrise hat die Lage sich teilweise im Vergleich zum Vorjahr schon ins Gegenteil verkehrt und einige Hersteller bleiben vor allem im Consumer-Bereich auf ihren Chips schon sitzen. Noch nicht vorbei zu sein scheint die angespannte Lage aber bei den Autokonzernen. Darauf weist zumindest hin, dass Volkswagen (DE0007664039) auch in der nächsten Woche wieder einmal Kurzarbeit im Stammwerk in Wolfsburg in Anspruch nimmt, wenn auch in einem anderen Modus als zuvor.

Begründet wird dieser Schritt mit fehlenden Lieferungen einiger Halbleitet. Die Lage dürfte längst nicht mehr so angespannt sein wie noch in der Hochphase der Corona-Pandemie. Doch wirklich ausruhen kann sich derzeit noch niemand, da auch von anderer Seite neue Herausforderungen drohen. Entsprechend musste die Volkswagen-Aktie in den letzten Tagen wieder rote Vorzeichen hinnehmen und auch hier fehlt von einer echten Erholungsrallye noch jede Spur.

Befreiungsschlag für die Adler Group

Gute Neuigkeiten gab es immerhin von der Adler Group (LU1250154413) zu hören, welche vor Kurzem noch mit einem Bein in der Insolvenz stand. Am Freitag konnte das Unternehmen eine Einigung mit einigen der größten und wichtigsten Gläubiger erzielen. Vereinfacht ausgedrückt warten die noch etwas länger auf ihr Geld, erhalten im Gegenzug aber höhere Zinsen. Der kriselnde Immobilienkonzern hat sich also etwas mehr Zeit verschafft.

Endgültig über den Berg ist man damit wohl noch nicht, dennoch schöpfen die Börsianer neue Hoffnung und gönnten der Aktie des Unternehmens am Freitag Zugewinne von 6,77 Prozent, womit es immerhin auf 1,78 Euro aufwärtsging. Damit bleibt das Papier zwar tief im Kurskeller gefangen und im langfristigen Chart fällt die jüngste Bewegung kaum weiter auf. Zumindest gibt es aber einen kleinen Hoffnungsschimmer, auch wenn Investments weiterhin aufgrund der erschreckend großen Risiken nicht empfohlen werden können.

Die Märkte bleiben angespannt

Mit Blick auf den Gesamtmarkt warnen viele Beobachter bereits vor zu viel Euphorie aufgrund der noch immer nicht richtig abschätzbaren Rezession, welche uns im nächsten Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit erwarten wird. Nachdem jene eine Weile lang in einem fast schon übertriebenen Ausmaß gefürchtet wurde, wird aktuell mancherorts schon die große Wende gefeiert. Die Wahrheit dürfte, wie so oft, irgendwo in der Mitte liegen. Vorbei sind aber weder die Inflation noch die diversen anderen Krisen, welche Einfluss auf das Börsengeschehen nehmen. Doch ehrlicherweise gibt es eigentlich immer irgendeine Krise, sodass Anleger sich wegen etwas mehr Optimismus auch nicht schlecht fühlen müssen.

28.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Der original Artikel wurde auf NTG24 veröffentlicht