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Besiegelt FTX den Untergang von Krypto? Dazu Alexander Hoeptner

Was passiert nach dem großen FTX-Crash? Bedeutet die Insolvenz den Untergang von Krypto? Ist das Vertrauen verloren? Diese und weitere Fragen beantwortet im folgenden Interview Alexander Hoeptner.

“Natürlich sind so Events wie FTX, Terra Luna oder 3AC Rückschritte für den Krypto-Space. Das ist ja gar keine Frage! Ist es ein grundsätzlicher Rückschritt? Nein! Es ist eine Korrektur der Sturm und Drang Phase einer extrem jungen Industrie mit gigantischem Potenzial.”

Im Interview verrät uns Alexander Hoeptner, wieso die Krypto-Industrie nach zahlreichen Debakeln im Jahr 2022 immer noch nicht am Ende ist. Teaser: Auch der Bitcoin-Preis dürfte wohl bald wieder Richtung Norden zeigen, denn eigentlich sehen die Fundamentaldaten nicht so schlecht aus.

Alexander spricht aus Erfahrung – als richtigen Insider könnte man ihn bezeichnen. Nachdem er sich bei der Deutschen Börse in 12 Jahren in die Führungsriege hochgearbeitet hatte, versuchte er sich als Founder an eigenen Unternehmen. Die Liebe zum Börsenleben war dann doch zu groß: Er fand sich in der Position des CEO der Börse Stuttgart wieder.

Dort hauptsächlich für die Themen Daten, Digitalisierung und Kommunikation tätig, mag es nicht verwundern, ihn einige Jahre später als CEO von BitMex zu sehen. Fairerweise: Ex-CEO – diese Rolle hat er seit Oktober 2022 nicht mehr inne. Er nutzt die Zeit lieber, um Interviews mit BeInCrypto zu führen.

FTX-Crash nur die Folge einer unregulierten Industrie?

Gleich zu Anfang des Interview zittern unsere Lippen vor Aufregung, denn wir wollen von Alexander wissen, wie er zu dem Untergang von FTX steht. Ist das Vertrauen in den Space womöglich ganz verloren?

“Das ganze Thema rund um FTX ist ja meiner Meinung nach gar keine Frage der Blockchain. Natürlich nur unter der Annahme, dass die ganzen Anschuldigungen auf Twitter (und in den Medien) wahr sind.

Wenn jemand solch eine kriminelle Motivation aufbringt, kann dies nicht auf eine Technologie wie die Blockchain geschoben werden. Solch ein Betrugsfall hätte ja auch mit Fiat-Geld über die Bühne gehen können.”

Er sieht allerdings nicht nur in den (potenziell) kriminellen Machenschaften Sam Bankman-Frieds ein Problem, sondern auch an dem noch jungen Alter der gesamten Industrie. Es brauche einfach noch Zeit, um wichtige Entwicklungen und Player in den Markt zu bekommen. Dahingehend gewinnt dieses Debakel um FTX den großen Institutionen etwas Zeit, denn diese haben nun das ganze nächste Jahr Zeit, um sich mit der Technologie zu beschäftigen.

Momentan ließe sich aber nur schwer feststellen, welche Anschuldigungen gegenüber der Börse FTX wahr sind. Denn, so sehr wir es auch lieben, ist Krypto-Twitter nicht gerade für seine 100 %ige Zuverlässigkeit bekannt.

Dass mittlerweile verschiedene Ermittlungen laufen, war zum Zeitpunkt des Interviews nicht bekannt.

Ist also das Vertrauen in Krypto durch solche Vorkommnisse erschüttert?

Der Ex-Bitmex CEO gibt zu erkennen, dass sich die Industrie nicht so leicht unterkriegen lässt:

“Das grundsätzliche Vertrauen ist durch die Vorfälle der letzten Monate nicht erschüttert. Seht euch doch einfach mal an, was Banken in der Vergangenheit so alles angerichtet haben! Fast jedes Jahr haben wir einen neuen Skandal: Libor, HSBC, wie sie nicht alle heißen. By the way: Ist jemand dafür ins Gefängnis gekommen? Ich glaube nicht!

FTX hingegen war so ein offensichtlicher Betrugsfall, welcher mit Krypto absolut nichts zu tun hat.”

Es sind diese immer währenden Skandale in der traditionellen Finanzwelt, die Krypto sogar in einem guten Licht dastehen lassen.

Daher die Frage: Hätte uns womöglich ein regulatorischer Rahmen in diesem Fall geholfen?

Falls sich FTX als solch ein Betrug herausstellt, wie auf Twitter und anderen Medien gerade dargestellt, dann hat das ganz eindeutig nichts mit Krypto, Zentralisierung, Dezentralisierung oder ähnlichem zu tun. Dafür hätte uns keine Regulation auf dieser Welt geholfen:

“Wenn ich eine Hintertür in eine Bank einbaue, kann ich auch einfach mit dem Geld verschwinden. Will eine Person betrügen, wird sie immer ein Mittel dazu finden. Das kann auch kein Regulator heilen, denn dieser kann sich ja auch nicht alle Source Codes ansehen.”

Der Vergleich zur klassischen Finanzwelt: Was ist bei Krypto-Unternehmen anders?

Durch seine Erfahrungen in der klassischen Finanzwelt kann Alexander wiederum einen Vergleich zwischen dieser und Krypto ziehen. Er ist der Ansicht, dass für hauseigene (Security) Token auf jeden Fall ein klares Regelwerk bestehen sollte. Denn die meisten Token werden (noch) als reine Utility-Token (“Gutscheine”) auf der Bilanz gehalten, nicht als Wertpapiere (Security Token). Grund hierfür ist die fehlende Regulierung – in flächendeckend allen großen Wirtschaftszonen der Welt.

Für Alexander ist das Problem hinter der Vorgehensweise ein viel tiefgründigeres:

“Die Börsentoken basieren meistens auf dem Burn Mechanismus, wobei mehr Token geburnt werden, wenn das Geschäft gut läuft. Je besser das Geschäft läuft, desto weniger Token, was wiederum zu höheren Preisen führt. Damit dieser Prozess einwandfrei und vor allem sicher ablaufen kann, bräuchte es Transparenz und vor allem Audits.

Aber: Hier liegt das Problem. Viele Audit-Firmen aus der klassischen Finanzwelt führen gar keine Prüfungen durch und jene, die sich das zutrauen, haben wenig Erfahrung damit.

Als Außenstehender dann dazustehen und mit dem Finger auf die Krypto-Branche zu zeigen, ist sehr bequem. Dabei sollten doch die bereits etablierten Player z.B. Audits als Leistung anbieten, um solch einen Vorfall, wie bei FTX, zu vermeiden.

Es ist leider so, dass diese Token Wertpapieren sehr ähnlich sind, allerdings noch kein einheitliches Regelwerk dazu in Kraft ist.

3AC, Voyager, Terra Luna: Wie geht es jetzt weiter mit Krypto?

Pessimismus? Fehlanzeige! Der erfahrene CEO weiß die Parallelen zur traditionellen Finanzwelt hervorzuheben. Angesprochen auf die Frage, ob sich der Kryptomarkt weiterhin in Vier-Jahres-Zyklen bewegen wird, meint er ganz eindeutig: Ein Bild von: PringTurner

“Ja, das wird vermutlich so sein. Viele sehen ja den Kryptomarkt als abgekoppelt von der traditionellen Finanzwelt – das kann ich so nicht unterschreiben. Wo das Geld verdient wird, wie der Markt funktioniert und wer die Big Player sind, wird sich auch mit Krypto nicht ändern. So gesehen, kann ich die Vier-Jahres-Zyklen nur bestätigen.

Bei den Investoren ist nach dem Geldregen in den letzten Jahren auch wieder Sinn für die Realität zurückgekehrt. Eine solch lange Zeit mit zweistelligen Gewinnen ohne jegliches Risiko hat viele Investoren einfach zu gierig gemacht. Da hat so manch einer die Vorsicht beiseite geschoben, weil die Dollarzeichen in den Augen zu groß waren.

Klar ist damit auch die Bewertung von Bitcoin gefallen, aber ist immer noch extrem stabil. Genauer gesagt sind auch die Handelsvolumina noch recht groß, also nicht so signifikant abgestürzt. Die Stimmung am Krypto-Markt wird wieder besser. Zwar werden wir, so glaube ich, noch keine neuen Allzeithochs sehen nächstes Jahr, aber deutliche Zugewinne.

Natürlich sind so Events wie FTX, Terra Luna oder 3AC Rückschritte für den Krypto-Space. Das ist ja gar keine Frage! Ist es ein grundsätzlicher Rückschritt? Nein! Es ist eine Korrektur der Sturm und Drang Phase einer extrem jungen Industrie mit gigantischem Potenzial.”

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