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cybershredder
9. Jul. 2022 23:47

Das Dilemma der Notenbank: Bank of Japan Part3 

United States Inflation Rate YoYTrading Economics

Beschreibung

Es sollte im Chart unten links natürlich "Leitzins" und nicht "Zeitzins" heißen.
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Hier der letzte Teil meiner kleinen Serie.
Am Markt tut sich einiges und es ist hochspannend.
Die ganze Welt hat ein Inflationsproblem. Bis auf Japan.
Die ganze Welt hebt die Zinsen an oder denkt zumindest darüber nach. Bis auf Japan.
Die ganze Welt erlebt steigende Anleiherenditen. Bis auf Japan.

Inflation ist im letzten Winkel der Erde angekommen und jeder merkt es.
Die 2,5% Inflation in Japan sehen fast zu schön aus um wahr zu sein.
Die Preise für Grundnahrungsmittel wie z.B. Reis, Soja, Kartoffeln usw. werden staatlich subventioniert.
Es gibt weitreichende Subventionszahlungen für Energie und für Konsumgüter wie z.B. die Automobilindustrie.
Die Inflation bleibt niedrig, wird aber sehr teuer erkauft.

Im Rest der Welt steigt die Inflation und mit ihr die Anleiherenditen.
Da auf der ganzen Welt die Anleiherenditen steigen, außer eben in Japan, sind japanische Anleihen für Investoren zunehmend uninteressant.
Dadurch werden deutllich weniger YEN nachgefragt und japanische Anleihen müssen im großen Stil von der Bank of Japan aufgekauft werden.
Es heißt, dass die BoJ bereits die Hälfte aller ausstehenden Staatanleihen selbst hält. Ein unfassbar hoher Wert.
Als Folge davon sinkt der YEN gegenüber allen relevanten Währungen.

Um den Verfall der eigenen Währung einigermaßen zu stoppen, wären Zinsanhebungen ein konsequenter Schritt.
Die Antwort kennen die meisten wahrscheinlich schon. Die japanische Notenbank ist ein Gefangener ihrer eigenen Politik.
Zinserhöhungen sind wegen des extremen Verschuldungsgrads des Landes von 260% des BIP grundsätzlich sehr schwierig.

Praktische Erkenntnis bzw. praktischer Nutzen für Trader oder Investoren aus diesem Dilemma:
Der YEN hat ein nachhaltiges Problem und bleibt sehr fragil, solange die Anleiherenditen im Rest der Welt hoch bleiben oder sogar weiter steigen.
Tendeinziell also eher YEN Short. YEN Long will gut überlegt sein.
(Für einzelne exportlastige Unternehmen kann der schwache YEN aber auch ein Vorteil sein, denn ihre Waren werden dann im Ausland günstiger.
Stock Picking Japan ist aber nicht mein Fokus.)

Kommentar

Sorry für die Tippfehler im Chart.
Hatte mein Rechtschreibhose nicht an und das Chartbild läßt sich nach Veröffentllichung leider nicht editieren.
Kommentare
TheOldGuy
Japan hat eine extreme hohe Verschuldung, die dank alternder Bevölkerung immer weiter Ansteigt. Die pro Kopf Verschuldung beläuft sich auf 70.382 Euro.
Für das Haushaltsjahr 2022 plant die japanische Regierung im ersten Haushaltsplan Ausgaben in Rekordhöhe von 107,60 Billionen Yen (ca. 783 Milliarden Euro),
unter anderem zur Finanzierung der steigenden Sozialversicherungskosten. Dabei wird mit Steuereinnahmen von etwa 65 Billionen Yen (ca. 473 Milliarden Euro) gerechnet,
der Fehlbetrag soll mit der Ausgabe von Anleihen gedeckt werden.

Japans Staatsverschuldung könnte allerdings weiter schnell ansteigen, da die LDP ein Subventionspaket auf den Weg gebracht hat,
um die steigenden Kosten für Energie und Lebensmittel aufzufangen, die durch die russische Invasion der Ukraine ausgelöst wurden.
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