DavidIusow

DAX 40: Was bedeutet die DAX-Reform?

XETR:DAX   DAX Index
DAX-Reform: Die heiss diskutierte DAX Reform ist da. Der deutsche Leitindex wird, neben anderen, neuen Anforderungen für Unternehmen, ab September des kommenden Jahres auf 40 Werte anwachsen. Wir beleuchten, was das generell für Anleger bedeuten könnte.

DER DAX WIRD AUF 40 WERTE ERWEITERT

Nach einer großen Umfrage bei Investoren, Unternehmen und Verbänden, steht die Entscheidung der Deutschen Börse nun fest. Der deutsche Leitindex, DAX, wird im September des kommenden Jahres von 30 auf 40 Werte anwachsen. Dafür verliert der kleine Bruder MDAX 10 Werte und wird damit nur 50 beinhalten. Kling unfair? Ist es auch, meinen Kritiker.Und zwar aus Sicht der Marktkapitalisierung.

Während der DAX durch die Umstellung zirka 8 % an Börsenwert hinzugewinnen wird, würde der MDAX schätzungsweise über 30 % verlieren. Auch an der Branchenkonzentration würde sich aufgrund dessen wahrscheinlich im DAX nur wenig ändern. An den Kursen der beiden Indizes würde es aufgrund der Umrechnung keine gravierenden Veränderungen geben, was vor allem für ETF-Anleger wichtig ist, zu wissen.

Laut Back-Tests der Deutschen Börse würde die Rendite des DAX gleich ausfallen, bei gleichzeitig leicht verringerter Volatilität. Allerdings ohne die Berücksichtigung anderer Faktoren, wie etwa des Wegfallens des Handelsumsatzkriteriums. Im Backtest lag die Rendite hier leicht niedriger und die Volatilität stieg ebenso leicht an.

Beim MDAX ergab der Back-Tests nach Umstellung auf 50 Werte sogar eine leicht höhere Rendite als mit 60 Werten bei gleichzeitig verringerter Volatilität. Zumindest das stimmt positiv, was die Umstellung angeht. ETFs müssten sich sicherlich anpassen, doch der breiten Auffassung nach, würde es die Kosten nicht erhöhen.

WEITERE REGELUNGEN DER DAX-REFORM

Neben der zuvor umstrittenen Umstellung bei der Anzahl der Werte, hat die Deutsche Börse allerdings einige weitere Dinge beschlossen.

1. Für Neuzugänge ist nur noch die Marktkapitalisierung und ein Mindestliquiditätskriterium geltend. Beim Umsatz müssen lediglich 20 % der gesamten Marktkapitalisierung pro Jahr erreicht werden. Dies nähert sich dem internationalen Standard und verhindert, dass stark spekulative Werte zu verfrüht in den Index gelassen werden.
2. Nur noch profitable Unternehmen, die in den letzten beiden Geschäftsberichten ein positives EBITDA erzielten, haben die Chance in den DAX zu gelangen. Danach fliegen sie aber nicht sofort raus, wenn sie unprofitabel werden.
3. Das Unternehmen muss die testierten Jahres- und Quartalsberichte rechtzeitig vorlegen, spätestens jedoch 90 Tage nach Jahresabschluss und 45 Tage nach Quartalsabschluss. Geschieht dies nicht, kann die Deutsche Börse zwar 30 Tage Aufschub gewähren, kann aber danach den Wert innerhalb von 2 Tagen sofort aus dem Index verbannen. Da die Unternehmen nicht mehr im Prime Standard notieren müssen, hat sich die Börse damit bessere Durchgriffrechte zugesichert.
4. Im Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft muss ein unabhängiger Prüfungsausschuss vorhanden sein. Dies gilt für alle DAX-Indizes, nicht nur für den Leitindex. Fehlt solch ein Ausschuss, droht der Rauswurf. Probleme könnte diese Regelung vor allem für KGaAs bereiten. Für die bereits notierten Unternehmen ohne einen Ausschuss gilt eine Übergangsfrist bis September 2022, um dieser Regelung nachzukommen.

FAZIT DAX-REFORM

Alles in einem gibt es Pros und Contras für die große DAX-Reform. Pro ist sicherlich, dass Fälle wie Wirecard künftig durch die neuen oben genannten Regeln verhindert werden könnten. Kritisch könnte man hingegen annehmen, dass durch die schärferen Regeln Wachstumswerten mehr Zugang zum Kapital verwehrt wäre, wenn sie in der Anfangsphase unprofitabel sind.

Gleichzeitig entgeht den Anlegern dabei die jeweilige Kursrendite, die größtenteils in der Anfangsphase steil ansteigt. Bezogen auf die Umstellung der Werte ist das Pro, dass eventuell eine breitere Abdeckung der deutschen Wirtschaft durch den DAX gegeben wäre und andere Branchenvertreter den Zugang bekommen würden.

Contra hingegen ist, dass dies zum gegebenen Zeitpunkt kaum eine Veränderung mit sich bringen wird, wenn man bedenkt dass der Anteil börsennotierter Unternehmen in Deutschland ohnehin relativ niedrig ist. Da jedoch die Auswirkungen, wie oben dargestellt, kursbezogen zu vernachlässigen wären, macht es womöglich dennoch keinen großen Unterschied. Der MDAX hat dabei zwar gemäß der Marktkapitalisierung das Nachsehen, denn er würde womöglich, zumindest am Börsenwert gemessen an Relevanz verlieren.
Haftungsausschluss

Die Informationen und Veröffentlichungen sind nicht als Finanz-, Anlage-, Handels- oder andere Arten von Ratschlägen oder Empfehlungen gedacht, die von TradingView bereitgestellt oder gebilligt werden, und stellen diese nicht dar. Lesen Sie mehr in den Nutzungsbedingungen.